Nuklearmedizin - modernste Diagnostik und individualiserte Therapien
Viele Erkrankungen des Menschen und seiner Organe äußern sich in einer Störung der Funktionen und der inneren Abläufe, lange bevor man es an einer Änderung der groben Struktur eines Organs sehen kann. Nuklearmedizinische Verfahren können feinste Veränderungen im Körper sichtbar machen und werden seit Jahrzenten erfolgreich in der Diagnostik und Therapie bei Kindern und Erwachsenen angewendet. Um dies zu ermöglichen wird eine geringe Menge einer schwach radioaktiv markierten Substanz (Radiopharmakon) über eine Vene verabreicht. Nach einer kurzen Wartezeit kann die Verteilung dieser Substanz im Körper gemessen werden und daraus Bilder erstellt werden. Anders als in rein radiologischen Verfahren wie der Computertomographie (CT) findet hier keine reine "Durchleuchtung" des Patienten statt um Größe und Form eines bestimmten Organs zu beurteilen, stattdessen dient die vom Patienten ausgehende Strahlung als Grundlage für eine Bildgebung. Neben Form und Lage lassen sich so auch z.B. der Stoffwechsel eines Organs feststellen. Ihre Verbindung finden traditionelle radiologische Verfahren und nuklearmedizinische Verfahren in der Hybridbildgebung wie z.B. im SPECT/CT, im PET/CT oder im PET/MRT.
Viele radioaktive Substanzen werden bereits erfolgreich therapeutisch eingesetzt, z.B. in der Zerstörung von Krebszellen oder in der Behandlung von entzündeten Gelenken. In einigen Situation ist es möglich die selbe Trägersubstanz mit einer schwach radioaktiven Substanz für die Bildgebung und einer etwas stärker radioaktiven Substanz für die Therapie zu nutzen um so gezielt bestimmte Zellen passgenau zu treffen. Dieses Prinzip nennt man Theranostik als Verbindung von Therapie und Diagnostik und findet unter anderem beim Prostatakarzinom Anwendung.
Einige ausgewählte Verfahren der Nuklearmedizin möchten wir ihnen hier gerne vorstellen:
PET/CT und PET/MRT: Sowohl PET/MRT als auch PET/CT erlauben eine vollumfängliche Darstellung von metabolischen und morphologischen Veränderungen die durch krankhafte Veränderungen im Körper hervorgerufen werden. Dies gilt für krebsbedingte, aber auch entzündliche oder neurodegenerativ bedingte Erkrankungen. Diese Art von Bildgebung stellt zum aktuellen Zeitpunkt die modernste Form der bildgestützten Diagnostik dar und vereint hochaufgelöste Schnittbildgebung (CT oder MRT) mit der sehr sensitiven Darstellung von Stoffwechselvorgängen (PET). Die sich durch diese Untersuchung ergebenden Informationen sind sehr hilfreich bei der Entscheidungsfindung für die zu wählende Therapie. Darüber hinaus kann durch diese Untersuchungsart bei vielen Erkrankungen der Erfolg der angewandten Therapie sehr genau beurteilt werden. Es stehen verschiedene Tracer für diverse Erkrankungen zur Verfügung; beispielsweise F18-basierte Tracer (FDG, FET, F-Dopa) oder auch Ga68-markierte Tracer (PSMA, DotaTOC, Exendin). Nicht alle Fragestellungen und alle Untersuchungen werden von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet. Welche Untersuchung für Sie und Ihre Erkrankung die Richtige ist erfahren Sie im Gespräch mit Ihrem Nuklearmediziner. In Berlin-Brandenburg besteht die Möglichkeit der PET-Untersuchung in folgenden Einrichtungen:
Berlin
- Klinik für Nuklearmedizin der Charité (Campus Virchow Klinikum u. Campus Benjamin Franklin)
- DTZ Berlin Friedrichshain und OSZ Onkozentrum Berlin Köpenick
- PET/CT Zentrum des Vivantes MVZ Berlin Friedrichshain
Brandenburg
Szintigraphie, SPECT und SPECT/CT: Bildgebung in der Nuklearmedizin erfolgt häufig als Szintigraphie (lateinisch scintilla „Funke“ und altgriechisch γράφειν „zeichnen, beschreiben“). Dabei wird dem oben auf dieser Seite sichtbaren Schema folgend eine radioaktive Substanz dem Patienten verabreicht und die Verteilung im Patienten mit einer für Gammastrahlung empfindlichen Kamera gemessen. Dieses einfache Prinzip findet heute noch breite Anwendung, z.B. bei einer Schilddrüsenszintigraphie.
Auf diesem Grundprinzip aufbauend finden heutzutage viele Szintigraphien mit einer SPECT-Kamera statt. Mit einer Single-Photon-Emissionscomputertomographie (SPECT) und der Kombination mit einem normalen radiologischen CT (SPECT/CT) ist es möglich nicht nur „flache“ Aufnahmen aus einem Blickwinkel zu machen. Es ist möglich das Organ von Interesse mit zwei Kameraköpfen zu umkreisen, während der Patient auf eine Liege liegt. Der Vorteil ist eine Darstellung in 3D und eine erhöhte Empfindlichkeit für kleine Befunde. Vom PET/CT, welches ebenfalls 3D Aufnahmen erstellt, unterscheidet sich die SPECT/CT durch den Einsatz anderer radioaktiver Substanzen, was meist eine geringere Strahlendosis mit sich bringt. Außerdem ist kein aufwendiger Detektorring wie beim PET/CT nötig, stattdessen fahren Kameraköpfe um den Patienten und decken dadurch 360° ab.
Patienten mit dem Verdacht auf eine Durchblutungsstörung des Herzmuskels im Sinne einer koronaren Herzerkrankung können von dem Einsatz einer SPECT/CT gegenüber einer SPECT stark profitieren. Insbesondere bei adipösen Patienten wird die Strahlung vom Herzen durch den Brustkorb abgeschwächt. Der Grad der Abschwächung kann durch die CT der SPECT/CT berechnet werden und die Bildaufnahme kann korrigiert werden, es findet eine Schwächungskorrektur statt. Das Ergebnis sind realistischere Darstellung der Herzmuskeldurchblutung, insbesondere im hinteren Bereich des Herzens.
Die Frage, welche Untersuchung für welche Fragestellung die richtige ist, kann Ihnen Ihr nuklearmedizinischer Facharzt beantworten. Nicht immer ist die neuste Variante die beste Wahl.